Die „flache“ Krone des Hauses – das Flachdach

Auch wenn es in der Regel für den Nutzer und Besucher unsichtbar ist und die meisten emotional nicht berührt, verbirgt sich hinter dem Flachdach eines der wesentlichsten Elemente des Hauses. Hinter diesem Bauteil versteckt sich die elementare Forderung des Bewohners Ihm dauerhaft ein angenehmes Wohngefühl zu bewahren. Schutz vor Niederschlägen wie auch Schutz vor Kälte im Winter und Hitze im Sommer bedürfen keiner weiteren Erklärung und verdeutlichen den Stellenwert dieses Bauteiles.

Neben diesen wesentlichen Aufgaben dient das Flachdach sogar der Ausweitung des Wohnraumes, indem es in Verbindung mit Belägen oder Begrünungen vielfältig nutzbare Räume in Form von Dachterrassen oder Dachgärten schafft. Somit wird neben der Schutz Funktion noch Attrativer Wohn- und Lebensraum geschaffen.

Belastungen für das Flachdach

Mit seiner exponierten Lage sind Flachdächer der am stärksten beanspruchte Teil eines jeden Gebäudes und über das Kalenderjahr mit unterschiedlichsten Belastungen konfrontiert.

Im Winter drohen Dächern unserer Region eisige Kälte mit Temperaturen bis minus 20 °C wie auch langanhaltender Frost; im Frühjahr extreme Temperaturschwankungen im Tag / Nacht Wechsel, welche auch im Sommer im Falle von Gewittern insbesondere in Verbindung mit Hagel zu großen Belastungen der Oberfläche führen. Trocken- und Hitzeperioden mit Oberflächentemperaturen von bis zu 90 °C sind zwischenzeitlich auch zu bewältigen. Starkregenereignisse verwandeln unsere Flachdächer kurzzeitig in Seenlandschaften, während im Herbst durch immer stärker werdenden Stürme eine Lagesicherheit gewährleistet und Windsogkräften Einhalt geboten werden muss.

Aus dieser Vielzahl von Anforderungen ergibt sich der Bedarf an einer ergebnisorientierten Planung und anschließenden Umsetzung.

Zum Verständnis stellen wir die Anforderungsprofile nochmals in wenigen Zahlen und Stichworten zusammen.

Temperatur

  • Temperaturwechsel von unter –30 °C im Winter bis weit über +90 °C während sommerlicher Hitzephasen
  • Signifikante Temperatursprünge auf engstem Raum im Bereich von Schattenkanten, Eis-, Schnee- und Pfützenrändern
  • Temperatursprünge durch Sommergewitter schlimmstenfalls in Verbindung mit Hagel

Mechanische Beanspruchung

  • Druckbelastungen bei genutzten Dachflächen durch aufgeständerte Beläge oder andere Punktlasten bei Pflanzenbewuchs durch intensive Begrünungen
  • Schwingungen und Vibrationen durch Temperaturschwankungen, Setzungen, Winddruck oder Windsog insbesondere bei leichten Dachkonstruktionen
  • Scherkräfte bei Eisschollenbildung bzw. deren Bewegung

Umwelteinflüsse

  • Wasserdampf Regen, Schnee und Hagel
  • Stehendes Wasser
  • UV-Strahlung
  • Chemische Belastung
  • Schmutz und ungewollter Pflanzenwuchs

Individuelle Standortbedingungen, Witterung und Umwelteinflüsse können den Alterungsprozess des Abdichtungsmaterials erheblich beschleunigen. Dementsprechend sind diese Parameter im Zuge der Planung sorgfältig zu evaluieren und mit den passenden Produkten der Dachbahnen- und Dämmstoffhersteller zur Umsetzung zu bringen.

Das mit Bitumen abgedichtete Flachdach

Fast 70 % aller flachen und flachgeneigten Dächer sind mit Bitumenbahnen abgedichtet. Sie haben sich gerade auch bei sämtlichen oben beschriebenen Bedingungen und Wetterextremen bewährt. Bitumenbahnen ertragen Zugkräfte von 1200 N und mehr bei einer Dehnung von 50 %. Sie zeichnen sich aus durch eine außerordentliche thermische Belastbarkeit mit hohen Wärmestandfestigkeiten und einer Kälteflexibiltät.

Üblicherweise werden die Bahnen zweilagig auf einer gefällegebenden Unterlage aus Gefälledämmung, Holz, Beton oder Estrich verlegt, wobei die obere Abdichtungslage vollflächig mit der unteren Lage verschmolzen wird. Dabei werden die handwerklich unter Baustellenbedingungen zu schließenden Nähte komplett verflämmt und sämtliche Hohlräume durch flüssiges Bitumen geschlossen. Diese Verarbeitungsmethode ist seit Jahrzehnten praxiserprobt. Der verantwortungsbewusste Verarbeiter vermeidet Verlegefehler. Sollte dennoch ein Fehler passieren, dann bietet der Aufbau eine hohe „Fehlertoleranz“. Denn tritt tatsächlich einmal eine Fehlstelle in der Naht auf, dann führt sie nicht sofort zum Versagen des Gesamtsystems, da die vollflächige Verklebung der beiden Lagen zuverlässig dafür sorgt, dass das Wasser gestoppt wird und sich nicht frei ausbreiten kann.

Für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche und Einsatzgebiete steht eine Vielzahl an unterschiedlichen Bitumenbahnen zur Verfügung. Diese Bahnen unterscheiden sich auch in der Verarbeitungsweise.

Die folgenden Verfahren kommen in der Regel zum Einsatz:

  • Schweißverfahren
  • Kaltselbstklebeverfahren
  • Gießverfahren
  • Mechanische Befestigung

Das mit Kunststoffbahnen abgedichtete Flachdach

Abdichtung mit Kunststoffbahnen: Kunststoffbahnen (Hochpolymerbahnen) haben sich in der Flachdach-Abdichtungstechnik in den letzten drei Jahrzehnten als Alternative entwickelt. Der Marktanteil liegt bei ca. 30 Prozent. Die Dicke der Bahnen beträgt in der Regel zwischen 1,5 und 2 Millimeter, wobei die Kunststoffbahnen einlagig verlegt werden. Verklebung, Verschweißung mit Quellschweißmittel oder Heißluft sind die Hauptverfahren zur homogenen Verbindung der Bahnen untereinander.
Die Einsatzbereiche des Foliendaches sind vergleichbar mit dem des bituminösen Daches, wobei sich aus wirtschaftlichen Erwägungen ein Schwerpunkt bei industtriellen Leichtbaugebäuden entwickelt hat.

Zur dauerhaften Bewahrung der vielen anspruchsvollen Aufgaben des Flachdaches gehört neben der gewissenhaften Planung beim Neubau auch die regelmäßige Wartung und Pflege. Hier sind insbesondere Dachdetails wie Entwässerungspunkte, Notabläufe, Einfassungen von Lüftern oder Lichtkuppeln wie auch Anschlüsse an aufgehenden Bauteilen in regelmäßigen Abständen zu reinigen und durch ein sachverständiges Auge auf etwaige Beschädigungen zu überprüfen.

Gerne nehmen wir uns den Herausforderungen Ihres individuellen Flachdaches an und bieten in enger Absprache mit der Industrie ein wirtschaftliches, vor Allem langlebiges Konzept für Ihren Neu- oder Altbau.